Niederlande

Felder, Boote und Meer: Ein Urlaub in der Wattenmeer-Region in Nordholland

Die Wattenmeer-Region in Nordholland ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Wir stellen Euch die schönsten Hotels und Regionen vor.

Das Land in der Wattenmeer-Region Hollands verspricht uns Weite bis zum Horizont. Flaches Land, das kurz vor dem Meer am Deich endet. Teils von Menschen geschaffen in den Polder Landschaften. Teils vom Meer, dort wo Buchten durch die Kraft des Ozeans entstanden. Wir sehen Wiesen, auf denen Schafe und Rinder weiden. Felder, auf denen Getreide und Gemüse wächst. Dazwischen passieren wir immer wieder Kanäle. Darauf dümpeln Boote im Wind. Fischerboote. Hausboote. Ausflugsboote. Ab und zu drehen sich die Flügel einer Windmühle in der steifen Brise, die von der Nordsee her weht. Hinter dem Deich öffnet sich der Blick aufs Meer. Oder die Aussicht aufs Watt.

Wir sind unterwegs auf einer idyllischen Landpartie durch die Wattenmeer-Regionen im Norden Hollands und übernachten in Familienhotels. Seit 2009 steht das Wattenmeer auf der Liste des UNESCO Weltnaturerbes. Unsere Reise führt uns von der Insel Texel in Nordholland über Den Gelder entlang des Deichs in die Provinzen Friesland und Groningen. Kleinstädte, Dörfer, Landgüter, Bauernhöfe und Fischerhäfen liegen auf unserem Weg. Stille liegt über dem Land.

Texel, die westlichste Insel im Wattenmeer

Wir beginnen unseren Roadtrip entlang des Wattenmeers auf der Insel Texel. Gleich nach der Ankunft verspürst Du den Charme des Insellebens. Hier verläuft das Leben ruhiger. Kleine Dörfer liegen über die Insel verstreut. Sogar der Hauptort Den Burg ist nicht mehr als eine Kleinstadt.

Übernachtung im früheren Pfarrhaus in Den Hoorn

Ich kann mir gut vorstellen, wie das Leben in Den Hoorn aussah, als hier noch die Walfänger zu Hause waren. Im Walviswaarders Huisje in der Heerenstraat 49 schauen wir uns an, wie diese einst lebten. Vor Jahrhunderten besaß Den Hoorn einen eigenen Hafen. Heute wandern wir in einer halben Stunde durch Dünen und Polder zum Strand beim Strandpaviljoen Paal 9 . Wie das Leben auf Texel ist, erleben wir im Landgoed De Bonte Belevenis nahe Den Hoorn. Wir lernen in der Backstube, wie man Brot bäckt. Während wir den Teig kneten, erzählt uns der Besitzer, wie er von Den Burg hinaus aufs Land zog. „Hier ist es ruhiger als in der Stadt“, erzählt er uns. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn sehr groß ist die Stadt nicht. Aber auf Texel sind die Relationen anders. Mitten im Ort liegen das Restaurant und Hotel Bij Jef. Zugegeben – billig ist die Übernachtung nicht. Es ist aber gewiss eine der besten Unterkünfte der Insel. Kein Wunder bei einem Besitzer, der in Sterne Restaurants in den Niederlanden und im Ausland gelernt hat.
Nach einem Tag voller Abenteuer auf der Insel freuen wir uns auf die Kochkunst von Jef.

„No-Nonsense und schrullig. Wie Texel (Saugen) Lamm, Texel-Käse und Krebstiere und Schalentiere. Nennen wir es lokal trifft kosmopolitisch.“ So bezeichnet Jef Schuur seine Kochkunst.

Danach entspannen wir uns in unserer Suite. Sie vermittelt die Nähe zur Natur . Von unserem Zimmer haben wir wunderbare Ausblicke auf die Wiesen Texels.

Relais & Chateaux Bij Jef

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Den Hoorn
9.2 Hervorragend (27 Bewertungen)

Vorbei an Schafweiden nach Den Burg

Auf der Fahrt nach Den Burg fallen uns die ungewöhnlichen Schafschuppen auf. Sie sehen aus wie ein halbiertes Haus. Grund für diese Gebäudeform sind die Winde, die auf Texel wehen. Die breite Hausfront ist dem Wind abgewandt. Dort finden die Schafe Schutz bei starken Stürmen.

Unterwegs machen wir einen Stopp in der Käserei Wezenspyk. Nach unserer Führung durch die Käserei erwartet uns im Kaascafé ein Käsefondue. Brot- und Gemüsehäppchen in eine Sauce aus vier Texeler Käsesorten eintunken, macht Spaß. Vor allem zeigt es uns, wie köstlich die Käsespezialitäten der Insel schmecken. Besonders der scharfe Chili-Käse hat es mir angetan. Er verleiht dem Fondue den besonderen Pfiff.

Im Hotel in Den Burg probieren wir Texel Tapas

Im Hotel De Lindeboom erwartet uns das nächste kulinarische Erlebnis. Gleich nebenan befindet sich das Restaurant Het Schoutenhuys. Die Texel Tapas versprechen eine Tour durch Texeler Spezialitäten. Kulinarische Überraschungen inbegriffen. In drei Gängen serviert uns der Chefkoch eine Auswahl an regionalen Gerichten. Mein Kabeljau mit Spargel ist dekoriert mit einem Gemüse, das ich nicht kenne. „Das ist Meeresspargel oder Queller“, erklärt mir die Kellnerin. „Der wächst im Watt.“ Er schmeckt salzig. Nach Meer.

In der Brasserie probieren wir die Texeler Biere, bevor wir den Tag im Hotel beschließen. Am besten gefällt uns das Texels Skuumkoppe. Es ist leicht und nicht bitter.

Hotel De Lindeboom

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Den Burg
8.9 Hervorragend (204 Bewertungen)

Das Meer erleben auf Texel

Heute wollen wir das Wattenmeer, die Strände und das Meer um Texel erkunden. Wir fahren als Erstes in Texels einzigen Fischerhafen – nach Oudeschild. Unterwegs machen wir einen Stopp auf dem Deich, der das Inselinnere vom Ijsselmeer und dem Wattenmeer trennt. Wir haben Glück. Es ist Flut. Der Ausblick vom Deich auf dieses Binnenmeer ist atemberaubend. Das Wasser erstreckt sich bis zum Horizont. Oudeschild ist der Heimathafen der Texeler Fischereiflotte. Wir sind am Freitag da und können daher zuschauen, wie die Fischer ihre Netze flicken. Die Wochenenden verbringen sie im Hafen, um ihre Boote zu warten.

Unser Lieblingsort auf der Insel liegt allerdings am Nordende der Insel: der Leuchtturm von Texel. Von oben haben wir die beste Aussicht auf das Meer, den Strand und die Dünen. Ganz in der Nähe befindet sich auch unser Lieblingsrestaurant auf der Insel, der Strandpaviljoen Kaap Noord. Wir lieben es, im Restaurant eines der Sandwiches aus selbst gebackenem Brot zu genießen, während wir den Kitesurfern am Strand zuschauen. Ein paar Meter weiter beobachten wir, wie das Passagierschiff De Vriendschap zu seiner wackligen Überfahrt durchs Wattenmeer zur Nachbarinsel Vlieland ablegt. Hier könnte ich stundenlang sitzen und dem Treiben am Strand zuschauen. Oder mich den Strandwanderern anschließen, die sich am breiten Sandstrand den Wind um die Nase wehen lassen. Dieser Ort verkörpert Texel für mich.

Woolness genießen im Hotel bei De Cocksdorp

Wir übernachten im Hotel Texel. Es bietet ein Erlebnis, das uns den Aufenthalt auf Texel noch mehr versüßt. Nur auf Texel können wir in Schafwolle „baden“. Dafür wickelt man uns ein in Schafwolle. Das Lanolin, ein Öl, das darin enthalten ist, pflegt die Haut, während wir in einem Bett in der Woolness-Hütte sanft dösen. Während draußen der Wind seine Kraft zeigt, kuscheln wir uns in wohlige Wärme.

Gut gefallen uns die geschmackvoll eingerichteten Hotelzimmer. Sie erinnern an die Schafe der Insel. Die Badezimmer sind mit Schiebetüren aus Holz vom Schlafraum getrennt. Sie lassen mich an die Schafställe von Texel denken. Das Thema „Schaf“ wird in unserem Zimmer noch betont durch ein Relief, das über dem Bett hängt. Darauf tummelt sich eine ganze Schafherde.

Als wir am Morgen schließlich vom Blöken der Schafe und dem Geschnatter der Gänse vor unserem Schlafzimmerfenster geweckt werden, ist das Gefühl, auf dem Land zu sein, perfekt. Dies ist ein Ort, wie wir ihn lieben. Hier könnte ich tagelang bleiben.

Boutique Hotel Texel

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De Cocksdorp
9.2 Hervorragend (415 Bewertungen)

Von Texel nach Den Gelder

Heute verlassen wir die Insel Texel. Allerdings nicht ohne noch ein paar Stopps auf dem Weg zur Fähre einzulegen. Der erste führt uns in den Nationalpark Duinen van Texel.

In den Dünen befindet sich eine Schutzstation für Meerestiere. Ein Besuch im Ecomare macht Spaß. In dieser Auffangstation lernen wir viel über die Tierwelt in der Nordsee. Spannend finde ich die Einblicke in die Entstehung und Entwicklung der Region. Im Strandpaviljoen Paal 17 genießen wir noch einmal den Ausblick auf den Strand und das Meer, bevor wir uns auf den Weg zur Fährstation machen.

Unser Tipp:

Nimm Dir Zeit für einen Spaziergang durch die Dünen oder fahre über den Ploeglanderweg zur Rovershut. Mit etwas Glück weiden schottische Hochlandrinder auf den Wiesen. Besonders gut hat uns der Spaziergang durchs Moor gefallen, bei dem wir dem Konzert der Frösche lauschen konnten. Ein Naturerlebnis besonderer Art. Noch einmal fahren wir auf Nebenstraßen durch die Insel, die uns mit ihrer Blütenpracht am Wegrand bezaubern. Die Überfahrt nach Den Gelder ist kurz. Unser Ziel ist der Lange Jaap, der höchste gusseiserne Leuchtturm in Europa.

Königlich schlafen im Hotel in Huisduinen

Wir essen bei Nogal Wiedus zu Abend und genießen den Ausblick auf den Leuchtturm und das offene Meer. Erst als die Sonne am Horizont versinkt, können wir uns von diesem Anblick lösen und fahren in unsere Unterkunft. Diesmal schlafen wir wahrhaft „königlich“ im Hotel The Baron Crown in Huisduinen. Dieses Boutique Hotel ist klein. Die Anzahl der Gäste ist überschaubar. Umso mehr genießen wir das Hotel und seine Umgebung. Die Zimmer im Hotel The Crown Baron sind stilvoll eingerichtet mit viel Samt und Brokat und Gemälden an den Wänden. Besonders gut gefällt uns die Lounge mit ihrem offenen Kamin und der großen Auswahl an Büchern. Hier kann man sich für stille Stunden zurück ziehen, wenn’s draußen mal stürmt. Besonders schön stelle ich mir das an einem rauen Wintertag vor. Dann flackert das Feuer im Kamin, und wir kuscheln uns mit einem guten Buch in einen der gemütlichen Ohrensessel. Himmlisch! Das Frühstück serviert die Gastgeberin unter Kronleuchtern. An Tischen, die mit frisch gestärkten, weißen Tischdecken in ein edles Ambiente einladen. Gut gestärkt mit Obst, knusprigen Brötchen und Eiern mit Speck geht’s los zu unserer nächsten Etappe nach Friesland.

B & B Hotel The Baron Crown

Huisduinen
9.2 Hervorragend (19 Bewertungen)

Immer am Deich entlang am Wattenmeer

Wir folgen fast auf der gesamten Strecke dem Deich. Einen Teil der Strecke fahren wir auf dem Abschlussdeich, der das Wattenmeer und das IJsselmeer voneinander trennt. Etwas mulmig wird mir, wenn ich auf die Weiten des Meeres auf beiden Seiten der Straße schaue. Es ist ein seltsames Gefühl, mit dem Auto durchs Meer zu fahren. In Friesland erreichen wir schließlich wieder Land. Hier biegen wir ins Landesinnere ab auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel.

Dokkum ist ein hübscher Ort, der zu einem Stadtbummel einlädt. Hier dümpeln große Schiffe am Kanal. Ich frage mich, ob manche ständig hier liegen, denn mit den Blumentöpfen und Gartentischen auf Deck wirken sie eher, als ob ihre Bewohner auf Dauer Anker geworfen haben. In einem der Cafés oder in der Craft-Bierbrauerei Bonifatius 754 kann man gut eine Pause einlegen. Bei KB Food and Drinks genießen wir ein frühes Abendessen und chillen im versteckten Garten auf der Rückseite des Restaurants.

Von Dokkum ist es nicht mehr weit nach Paesens bei Moddergat. Dort gibt es ein kleines Besucherzentrum direkt am Deich. Lass Dir das Watt von Harm Jan Wilbrink zeigen. Seine „Saubere Schuhe Führung durchs Watt“ ist ein Highlight unserer Reise zum Wattenmeer. Harm erzählt uns, wie das Leben am Watt aussieht. Er zeigt uns, was die Gezeitenregion so faszinierend macht. Als der Nebel uns immer mehr die Sicht versperrt, führt er uns sicher zurück hinter den Deich. Nicht, ohne uns auf seinen Kompass hinzuweisen, den er vorsichtshalber für einen Wetterumschwung dabei hat.

„Mich interessieren vor allem die kleinen Dinge: Meeresgemüse, Torf und Muscheln im Watt.“ (Harm Jan Wilbrink)

Nur zwei Kilometer vom Deich entfernt liegt unser Hotel

Nahe am Deich liegt unser Hotel: die Herberg de Waard van Ternaard. Falls Du noch einen Tag länger Zeit hast, kannst Du von hier auch die Insel Ameland erreichen. Die Fährstation ist zehn Autominuten entfernt. Damit kannst Du in diesem Hotel gut mehrere Tage verbringen.

Wir genießen den Abend auf der Hotelterrasse bei einem Glas Hausbier Chef Mike. Anschließend schmeckt uns das Überraschungsmenü im Restaurant noch besser. Wir können zwischen drei bis sechs Gängen wählen. Die Speisen richten sich danach, was saisonal und regional frisch angeboten wird. Wir müssen nur angeben, welche Art von Menü wir möchten. Sogar Wagyu-Rind können wir bestellen. Das kostet dann allerdings etwas mehr. So klingt ein abwechslungsreicher Tag am Wattenmeer entspannt aus.

Geschmackvoll und mit viel Holz ist unser Zimmer eingerichtet. Nur die steile Treppe, die in den oberen Stock führt, ist gewöhnungsbedürftig.

Herberg de Waard van Ternaard

Bestbewertet
Ternaard
8.6 Hervorragend (19 Bewertungen)

Bei Fischern, Kerzenmachern und Müllern

Unsere Route führt um das Lauwersmeer herum, eine Bucht, die durch Deiche vom Wattenmeer getrennt ist. Der Deich ist der Grund, warum die Fischerflotte von Zoutkamp heute nicht mehr im Lauwersmeer Garnelen fischen kann. Dies erfahren wir im Fischereimuseum des Ortes. Für ein leichtes Mittagessen gibt’s mehrere Restaurants am Hafen. Wenn’s etwas mehr sein soll, bietet sich De Oude Sluis in Zoutkamp an.

In Eenrum machen wir einen Kerzenmacher-Kurs in der Kaarsenmakerij Wilhelmus. Die Besitzerin zeigt uns, wie wir Kerzen selber herstellen können. Das perfekte Souvenir von unserer Reise ans Wattenmeer! Gleich nebenan befindet sich die Windmühle, in der Senfmehl für den Groninger Senf gemahlen wird. In Abrahams Mosterdmakerij erfahren wir, wie dieser Senf produziert wird. Senfmacher Steen erzählt: „Wichtigste Zutat ist der schwarze Senf, den nur noch wenige Bauern in Groningen anbauen.“ Beim Abendessen probieren wir im Restaurant der Senfmühle die Spezialitäten, die mit Groninger Senf gekocht werden.

Schlafen in einem Bauernhaus am Kanal bei Eenrum

Bis zum Landgoed Wilgenheerd sind es knapp drei Kilometer. In diesem Bauernhaus übernachten wir in ruhiger Umgebung in einem Zimmer mit Ausblick auf die Landschaft Groningens. Besonders gut gefällt uns die private Terrasse, auf der wir den Tag ausklingen lassen. Hier können wir die Stille der Region genießen.

Landgoed Wilgenheerd

Pieterburen

Ein Blick in die Geschichte am Wattenmeer

Wie man im 19. Jahrhundert in der Provinz Groningen lebte, entdecken wir im Freilichtmuseum Het Hoogeland in Warffum . Wir erfahren, wie die reichen Groninger Landwirte und Handwerker vor über 100 Jahren in den Bauerndörfern Groningens lebten. Warffum liegt an der Grenze zwischen Wattenmeer und uraltem Weideland. Hier sehen wir, wie sich Polderlandschaften unterscheiden von altem Festland. Wir verabschieden uns hier vom Wattenmeer und fahren weiter zu unserer letzten Übernachtung in die Region von Appingedam.

Hotel mit High Tea im Rittersaal bei Appingedam

Im Landgoed Ekenstein ein paar Kilometer außerhalb von Appingedam beschließen wir unsere Reise ans Wattenmeer in einem eleganten Landhaus aus dem 17. Jahrhundert. Inmitten eines Parks finden Familien mit Kindern einen Spielplatz, einen Hirschpark und einen Streichelzoo.

Was uns beeindruckt, ist der High Tea im Rittersaal. In der eleganten Atmosphäre vergangener Zeiten serviert man Tee, soviel wir möchten. Dazu gibt es Sandwiches, Scones mit Schlagsahne und Marmelade, Tortenhäppchen und Gebäck, Pralinen und Brezen. Ein schönes Erlebnis zum Schluss unserer Reise.

Nach einer letzten Übernachtung verabschieden wir uns am Morgen von einer abwechslungsreichen Reise entlang des Wattenmeers in Holland. Mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen.

Hotel Landgoed Ekenstein

Bestbewertet
Appingedam
8.5 Hervorragend (118 Bewertungen)